Adel Abidin

 
 
 

23. September – 11. November 2012

Die Arbeiten des irakischen Künstlers Adel Abidin (*1973, lebt und arbeitet in Helsinki) beruhen erkennbar auf dem sozialen, kulturellen und historischen Kontext seiner Heimat und holen gleichzeitig den westlichen Betrachter mit einer ihm vertrauten Bildästhetik ab. Die vom ihm arrangierten Szenen zitieren alltägliche Settings, doch werden sie subtil modifiziert; Abidin besetzt die Rollen abweichend und fügt performative Elemente oder Subtexte ein, die einer anderen Realität entstammen.
In der Ausstellung sind drei Videoinstallationen zu sehen: Ping-Pong (2009) zeigt einen endlosen Pingpong-Wettkampf, in welchem das Netz in der Mitte des Tischs durch eine nackte Frau ersetzt wurde. Die Arbeit wirkt in jeder Hinsicht atemlos und liefert ein bizarres Bild über emotionale Blindheit, leibliche Versehrtheit und subtile Gewalt. Der blinde Aktionismus von profitorientierten und von sozialem Neid geplagten Individuen steht im Mittelpunkt von Consumtion of War (2011). Nahe zur Lächerlichkeit duellieren sich zwei ausser Kontrolle geratene Büroangestellte mit Leuchtstoffröhren, welche nach und nach zersplittern, bis der Kampf in vollständiger Dunkelheit ein jähes Ende findet: Die Berufswelt, gemeinhin ein Ort sachlicher und professioneller Entscheidungen, wird hier als Arena kindischer Hahnenkämpfe vorgeführt. Die im Oberlichtsaal gezeigte Dreikanal-Videoinstallation Three Love Songs (2011) zeigt  drei typische Auftritte westlicher Sängerinnen in ebenso typischen Settings. Die Sängerinnen performen allerdings in arabischer Sprache und verstehen deshalb ihre Liedertexte nicht; sie wurden lediglich instruiert, einem Liebeslied gestisch Ausdruck zu verleihen. Und um Liebeslieder geht es in der Tat: Die Untertitel in Arabisch und English verraten nach und nach, dass die hingebungsvollen Darbietungen der Verherrlichung von Saddam Hussein dienen, der die Texte einst selbst in Auftrag gegeben hatte.

Joëlle Menzi