Christoph Oertli
Aus dem Innenreich
17. Februar - 30. März 2008
Christoph Oertli präsentiert drei Arbeiten in der Kunsthalle. Das Setting zu Karta (2008) bildet ein leer stehendes Spital, durch dessen kühle, bisweilen auseinanderfallende Architektur zwei junge Männer spazieren. Durch kühne Montage- und Überblendungstechnik sowie eigenwillige Schnitte ergibt sich ein verstörendes Stakkato zwischen kafkaesken Architekturen und geisterhaft sich darin bewegenden Menschen. Tiger (2008) zeigt eine Frau, die sich drei jeweils anders animierten Kunstwerken annähert: einmal einer pulsierenden ballonförmigen Skulptur, dann der rotierenden Projektion eines kristallinen Objekts, schliesslich einem rotierenden Fleischobjekt. Die Differenz zwischen lebendigem Betrachter und toter Kunstmaterie wird hier aufgelöst, die Kunstobjekte befinden sich in einer Art lebendigen, beseelten Zustand. In Still seeing disappeared the sailors (2005) versammelt sich eine Gruppe Geschäftsmänner. Immer wieder ergeben sich verstörende Szenen, wenn etwa einzelne Protagonisten ganz selbstverständlich nackt durch die Menge laufen oder in einer narkoleptischen Anwandlung einschlafen und vom Gegenüber gestützt werden müssen.
In Oertlis Arbeiten geht es nicht nur um spannende Erzählungen aus der realen Welt, sondern Reflexionen von Bewusstseinszuständen, individuellen Wünschen und Ängsten. Eine Innenwelt, die sich plötzlich als visuelle Realität manifestiert, erweckt dabei unweigerlich einen surrealen, bisweilen neurotischen Eindruck, der gerade in den präzisen Settings zusätzlich verstärkt wird.
Oliver Kielmayer