Daniel Karrer
Hands Dripping Red With Sunrise
11. Dezember 2016 – 29. Januar 2017
Ganz im Geiste der Post-Internet-Generation findet Daniel Karrer (*1983, lebt und arbeitet in Basel) seine Bildmotive mehrheitlich im Internet. Die malerische Bearbeitung und Rekombination dieses Rohmaterials resultiert in surrealistisch anmutenden Bildfindungen, was umgekehrt als interessante Deutung der virtuellen Realität angesehen werden kann. Obwohl die meist gegenständlichen Motive aus verschiedenen Kontexten stammen und sich allesamt auf einer einzigen Bildfläche und im einzigen Medium der Malerei präsentieren, unterwirft sie Daniel Karrer nicht einem homogenen Malstil. Im Gegenteil, sie erfahren verschiedene malerische Ausformulierungen: Auf der Leinwand begegnen sich pastoser und lasierender Farbauftrag, fotorealistische und informelle Malerei; schwebende Bildelemente oder bewusst herbeigeführte Stilbrüche entblössen spielerisch den illusionistischen Charakter des Mediums.
Für die Kunsthalle Winterthur beschreitet der Künstler neue Wege. Das Herzstück der Ausstellung bildet ein Konvolut von Hinterglasmalereien, die während eines sechsmonatigen Atelieraufenthalts in Berlin entstanden. Die flachen und farbintensiven Oberflächen erinnern einerseits an Flachbildschirme oder Touchscreens, andererseits spielt Karrer zugleich geschickt mit dem mehrschichtigen Bildaufbau dieser Technik: Anstelle von perspektivischen Konstruktionen definieren Farbverläufe und Richtungswechsel der Pinselstriche den Bildraum. Ein weiteres Novum in der Ausstellung ist die Rückübersetzung von Malerei in eine digitale Darstellungsform. In Zusammenarbeit mit seinem Bruder Stefan Karrer entstand ein mit synthetischen Klängen und technoiden Kommentaren vertontes Video, in dem die Malerei zur Textur einer polygonalen Landschaft mutiert, die hautnah überflogen wird.
Joëlle Menzi