Sarah Hablützel & Marko Mijatovic
Playing Circles, Hidden Trains
19. Februar – 16. April 2023
Die Videoarbeit Playing Circles, Hidden Trains (2023) bildet das Kernstück der gleichnamigen Ausstellung von Sarah Hablützel (*1986 in Winterthur) und Marko Mijatovic (*1987 in Vares, Bosnien und Herzegowina). Die beiden arbeiten erstmals über einen gesamten Film mit und nach einem Drehbuch, situative Einfälle der Darsteller:Innen während der Proben wurden mit einbezogen, die Figuren nah an den realen Persönlichkeiten entwickelt. Mit Ausnahme von Wanda Wylowa besteht der Cast vollständig aus untereinander befreundeten Laienschauspieler:Innen des Jungen Theaters Winterthur, das Sounddesign ist eine Kooperation mit dem Musiker Julian Rüthi.
Hauptprotagonist in Playing Circles, Hidden Trains ist der Jugendliche CHAD, der seinen Ängsten auf die Spur kommen möchte. Unter Anleitung einer Therapeutin und gemeinsam mit den beiden weiteren Jugendlichen LESS und RIVER sollen im Rahmen einer sogenannten psychodramatischen Aufstellung CHADs Erinnerungen und Gefühle im Raum aufgestellt werden. Als Setting dient ein asiatisches Restaurant, in dem früher Karaoke-Abende veranstaltet wurden. Ein vierter Jugendlicher namens SKY sucht dort zufällig Zuflucht, trifft auf die Gruppe und wird aktiver Teilnehmer und aufmerksamer Zeuge des Geschehens. Zunächst scheint alles mit rechten Dingen zu und her zu gehen, doch bald scheint die Therapeutin zunehmend persönlich involviert zu werden und derart an einen kritischen Punkt professioneller Handhabung zu geraten. Der Safe Space, der in therapeutischen Situationen von der leitenden Person sichergestellt werden muss, offenbart sich plötzlich als fragil und zugunsten von deren eigener Bedürfnisbefriedigung gefährdet.
Im Seitenlichtsaal der Kunsthalle lädt eine Teppicharena mit Anti-Aggressionsschlägern, wie sie in kindertherapeutischen Praxen eingesetzt werden, zur Interaktion ein, ergänzt von vier textilen Arbeiten, die das Thema Adultismus und Macht in asymmetrischen Beziehungen erneut aufgreifen. Vorlage für die großformatigen Stickereien waren bosnische Originale mit genderstereotypen Motiven und Sinnsprüchen aus dem häuslichen Kontext. Sarah Hablützel und Marko Mijatovic modifizierten diese, ehe wiederum bosnische Stickerinnen die neuen Varianten in die ursprüngliche Technik zurück übersetzten.
Joëlle Menzi