Lisa Biedlingmaier

 
 
 

mem – on being light and liquid

11. Juli – 5. September 2021

Unter dem Titel mem - on being light and liquid vereint Lisa Biedlingmaier (*1975, lebt und arbeitet in Zürich) in der Kunsthalle Winterthur zwei verschiedene Bezugssysteme: mem ist gemäss Método Amaranta, eine von Elisa Carbajo Pereda entwickelte spirituelle Praxis, ein sogenannter energetischer Code und steht für das Fliessende. on being light and liquid verweist auf ein Kapitel in Anthony Elliotts Buch The Contemporary Bauman, in welchem er basierend auf Schriften von Zygmunt Bauman die Eigenschaften von Flüssigkeiten als soziologisch wertvoll und ausgesprochen zeitgemäss beschreibt: Liquidität ist gleichbedeutend mit anpassungsfähig, beharrlich und mobil.
Entsprechend den beiden Ausstellungssälen konzipiert Lisa Biedlingmaier zwei unterschiedliche Raumsituationen: Der Oberlichtsaal steht für die bewusste Wahrnehmung, der Seitenlichtsaal für das Unbewusste. Im hellen Oberlichtsaal entsteht ein grosses Gefüge aus geknoteten Seilstrukturen, in welches Ballettstangen und Spiegel eingelassen sind. Nimmt man deren herkömmliche Nutzung als Massstab, so sind beide in äusserst unpraktischen Positionen platziert; die Ballettstangen bieten für Tanzübungen keinerlei Halt und die Spiegel sind derart hoch im Raum angebracht, dass sie diesen zwar vervielfältigen, den Betrachter allerdings zum Verschwinden bringen. Insgesamt wirkt der Raum dysfunktional und das Publikum muss selbst entscheiden, ob es sich auf eine physische Interaktion tatsächlich einlassen möchte.
Der abgedunkelte Seitenlichtsaal symbolisiert das Unbewusste, wobei das Abtauchen unter die Wasseroberfläche als Metapher dient. Der Buddhismus kennt das Bild eines Sees mit glatter Oberfläche, was nur möglich ist, wenn absolute Windstille herrscht; der Wind steht für den Geist, und schaffen wir es ihn zu beruhigen, so offenbart sich das, was unter der Wasseroberfläche liegt. Im Seitenlichtsaal der Kunsthalle sind dies eine 6-Kanal-Audioarbeit, in der sich gesungene energetische Codes mit Wassergeräuschen und Gongklängen verbinden, gelaserte Plexiglasarbeiten und ein Ballett aus Lichtkegeln, die darüber hinwegtanzend für Schatten und Lichtreflexionen sorgen. Dieses mehr als reichhaltige Angebot wird vervollständigt von einer Anzahl Hörspielen, welche die Künstlerin gemeinsam mit der Künstlerinnengruppe M.Paradoxa eigens für die Ausstellung in der Kunsthalle neu geschrieben hat. Die Geschichten sind autonome und durchaus unterschiedliche Reflexionen und Erzählungen, die jedoch aufzeigen, wie verschiedenste Dinge, die auf den ersten Blick vielleicht zusammenhangslos erscheinen, miteinander verbunden sind. Es geht dabei um unerwartete bis abstruse Wechselwirkungen und um jenes schwer fassbare, letztendlich aber entscheidende Dazwischen.

Die Ausstellung wird unterstützt von Ernst & Olga Gubler-Hablützel Stiftung, Stiftung Erna und Curt Burgauer, Migros Museum, Showtronic Solutions AG und Röhm Schweiz.