Lydia Wilhelm
16. Februar – 30. März 2014
Das Strukturieren und Inbezugsetzen von Erfahrungsdaten und deren Visualisierung in Karten, Diagrammen oder anderen schematischen Darstellungen zeigt, wie der Mensch systematisch Wissen generiert und durch diese Informationsbilder wiederum Wirklichkeit (re-)konstruiert. Lydia Wilhelm (*1975, lebt und arbeitet in Winterthur) benutzt in ihren Arbeiten verschiedene Bildsprachen, welche Referenzen zu technischen Wissenschaften, zum traditionellen Kunsthandwerk und zur Malerei aufweisen. Sie provoziert Eingriffe in mediale Übersetzungen und legt somit Eigenheiten bildgebender Verfahren offen. Kalkül und Zufall fliessen dabei gleichwertig in den künstlerischen Prozess ein.
In der Kunsthalle zeigen insgesamt vier Werkgruppen eine repräsentative Übersicht von Lydia Wilhelms aktueller künstlerischer Auseinandersetzung. Die Druckserie Falschlicht manipuliert Abbildungen von Kristallen in einem Scanvorgang und verwertet die Resultate daran anschliessend für Reproduktionen mittels der Technik der Heliogravüre weiter. Kristalle sind ebenfalls das zentrale Motiv der im Oberlichtsaal gezeigten fotografischen Intarsien, in denen jeweils zwei Fotografien durch ein Raster aus Dreiecken ineinander überführt werden. Auch die regelmässig gefalteten Fotografien isländischer Landschaften spielen mit dem Verhältnis von Zwei- und Dreidimensionalität. Überraschenderweise geschieht dabei im Auge eine Umstellung der räumlichen Verhältnisse. Eine visuelle Störung implementiert Lydia Wilhelm zusätzlich mit einer grossformatigen vor Ort entwickelten Faltarbeit, welche eine Fotografie des Ausstellungsraumes selbst zur Grundlage hat. Das Evozieren und Sichtbarmachen von Strukturen mündet schliesslich in eine Untersuchung am realen Objekt: Laserstrahlen der Lichtfarben Rot und Grün erhellen das Innenleben von Bergkristallen und projizieren die je nach Brechung unterschiedlichen Zeichnungen an die Wand.
Joëlle Menzi