Michael Etzensperger

 
 
 

10. März – 28. April 2019

Die Reproduktion durch das Medium Fotografie spielt in den Arbeiten von Michael Etzensperger (*1982 in Winterthur, lebt und arbeitet in Zürich) eine entscheidende Rolle. Anders als zuvor, findet Etzensperger seine Motive momentan nicht mehr in (kunst-)historischen oder ethnologischen Abbildungen, sondern in Werbereklamen im städtischen Raum. Für die Serie Abglanz (2019) fotografierte er Models auf Plakatwerbungen in Zürichs Bahnhofstrasse; allerdings tat er dies nachts, mit Teleobjektiv und teilweise durch Fensterscheiben von Läden hindurch, wodurch er zufällige Lichteinfälle, bis zur Unkenntlichkeit verzerrende Spiegelungen oder technikbedingte Störungen ausdrücklich zuliess. In der Kunsthalle zeigt Etzensperger ausserdem drei Videoarbeiten: Das Ausgangsmaterial von Resister (2019) entstand am Arbeitsort des Künstlers und ist von Flimmereffekten gezeichnet, die beim Abfilmen des Kontrollbildschirms eines Lasertrimmers – ein Gerät zur exakten Justierung elektrischer Widerstände – entstehen. Etzensperger arrangierte das Material zu drei Spuren, in denen die ursprünglichen Schwarzweiss-Sequenzen von kurz aufblitzenden Aufnahmen heimischer Insekten auf LED-Screens, Werbefotografien sowie den Grundfarben der additiven Farbmischung – Rot, Grün, Blau – ergänzt werden. Um 90 Grad gedreht und zum Querformat aneinandergereiht, entwickelt sich eine äusserst nervöse Matrix. In eine nicht minder verstörende Parallelwelt entführen zwei weitere, im Seitenlichtsaal installierte Videoarbeiten. Eindringliche Töne begleiten dort selbstvergessene, sich im Glas des Aquariums spiegelnde Zierfische, oder elektronisch interpretierte Zupfgeräusche von Spinnen geben einer solchen einen geradezu tänzerischen Auftritt. Neben der akustischen Feinjustierung ist vor allem die Lichtführung der beiden Ausstellungssäle bemerkenswert: Analog zur digitalen Zerlegung von Video und Fotografie in drei Grundfarben, hat sich der Künstler für eine künstliche Beleuchtung aus Rot, Grün und Blau entschieden. Was im digitalen Medium zugunsten der Abbildungsqualität möglichst zum Verschwinden gebracht wird, dient auf der Makroebene als Mittel der Inszenierung.

Joëlle Menzi