Nicola Grabiele
16. Dezember 2007 - 27. Januar 2008
Nicola Grabiele wurde als Sohn italienischer Einwanderer 1965 in Winterthur geboren; im Atelier steht noch heute eine grüne Kiste, in der seine Eltern all ihr Hab und Gut in die Schweiz brachten. Das Relikt aus einer früheren Zeit, die für den Künstler nach eigenen Aussagen bis heute prägend geblieben ist, steht dabei sinnbildlich für eine wichtige Ressource in seiner künstlerischen Auseinandersetzung: Die Vergangenheit.
Im Oberlichtsaal herrschen die grossen Themen des menschlichen Daseins vor; eine vierteilige Arbeit beschäftigt sich mit der Taufe, die laut Grabiele den offiziellen Eintritt in eine nach wie vor von Religion dominierte gesellschaftliche Tradition bedeutet. Das grossformatige Bild Sapore di Sale zeigt dagegen eine Mutter und ihre zwei Kinder, die knietief im Meer stehen. Der Verweis auf die salzige Meeresbrise dient dabei als Metapher für die dauernde Sehnsucht nach einer zumeist idealisierten Vergangenheit, die sowohl der am Meer geborene Auswanderer, als auch der Badetourist aus Mitteleuropa verspürt.
Im Seitenlichtsaal steht das Leben selbst im Zentrum, insbesondere dessen gesellige Seite. Freunde, Bekannte und Verwandte, von denen Grabiele alte Fotografien sammelt, begegnen sich hier an grossen Tafeln und werden zu einer lebendigen Gesellschaft, die in der Realität nie existierte. Das collageartige Vorgehen erlaubt es ihm dabei, Personen aufeinander treffen zu lassen, die sich niemals je kennen gelernt haben, oder aber Geschichten und Beziehungen zwischen ihnen anzudeuten,die hätten sein können und doch nie waren.
Oliver Kielmayer