Oliver Laric

 
 
 

23. Juli – 3. September 2017

Der Formfindungsprozess in Oliver Larics (*1981, lebt und arbeitet in Berlin) Auseinandersetzung mit Skulptur und Video wird massgeblich von digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien strukturiert. Laric nutzt die digitalen Möglichkeiten zur Recherche, Aneignung und Bearbeitung von Realität und setzt die scheinbar endlosen Variationsmöglichkeiten von Software als bildhauerische Werkzeuge ein: So etwa, wenn er vornehmlich kunsthistorische Artefakte mittels 3D-Scans digitalisiert und in Bearbeitungsprogrammen überraschende Chimären entstehen lässt, die als 3D-Drucke wieder in eine der klassischen Skulptur vergleichbare Form zurückfinden. Der bildhauerischen Gestaltung am Ende der Formfindung entspricht auch eine am Anfang: Einerseits muss bereits der Vorgang des Scannens als plastischer Prozess verstanden werden, andererseits stellt der Künstler seine Scan-Dateien im Internet zum freien Download zur Verfügung. Darin manifestiert sich das Ideal einer Demokratisierung von Hochkultur, darüber hinaus ein Interesse an einer Belebung der Form durch andere Nutzer, welche die digitalen Daten ihrerseits als plastisches Rohmaterial für eigene Formfindungen verwenden können. Oliver Larics Verständnis von Plastik entspricht einem erweiterten Begriff von Skulptur, die durch digitale Technologien in anderer Form verarbeitet und verbreitet, rezipiert und derart wirksam werden kann.
Neben Wandreliefs, welche das Ergebnis einer digitalen Überlagerung zweier Originalmotive sowie einer Kombination von 3D-Druck und Gussverfahren sind, zeigt Laric in der Kunsthalle eine ortsspezifische Graffitiarbeit und eine Animation. Letztere benutzt Figuren aus verschiedenen Zeichentrickfilmen, die am Computer in eine einheitliche Bildsprache übersetzt, animiert und schliesslich zu einer scheinbar endlosen Metamorphose aneinandergereiht wurden.

Oliver Kielmayer