Patricia Esquivias
5. Mai – 23. Juni 2013
In ihren Videoarbeiten erzählt Patricia Esquivias (*1979 in Caracas, lebt und arbeitet in Madrid) Geschichten. Sie kombiniert dabei gesprochene Sprache mit diversem Film- und Fotomaterial, das sie auf einem Computermonitor arrangiert, oder mit Originalfotos und Gegenständen, die sie mit ihrer Hand hin und wieder zwischen abgefilmten Monitor und Kamera hält. Diese Form von erweiterter Montage ist in zweierlei Hinsicht interessant: Einerseits erlaubt sie durch die Möglichkeit von simultanen visuellen und akustischen Querverweisen ein hohes Mass an Komplexität, andererseits sorgt der Verzicht auf jegliche Postproduktion und die schnörkellose Präsentation der für ihre Erzählung notwendigen Utensilien für eine vollkommen unprätentiöse und direkte Atmosphäre. Die realen Sachverhalte dienen Esquivias als Rohmaterial für mitunter bizarre Geschichten und bilden am Ende ein eigenwilliges Konglomerat aus überprüfbarer Realität, möglicher Tatsache, aufrichtiger Erzählung und persönlicher Fantasie.
In der Kunsthalle zeigt Patricia Esquivias drei umfangreiche Arbeiten: The future was when (2009), 111-119 Generalisimo Castellana (seit 2013) und Folklore IV(2009). Folklore IV ist Bestandteil einer Serie von bisher vier Videos, in denen diverse persönliche und historische Fakten zu mitunter kruden Erzählungen über die Kultur Spaniens zusammengefügt werden. The future was when? berichtet von einer Künstlerin namens Susan Brown, die in einer Art von Guerilla-Aktivität verfallende Mosaiken in der New Yorker U-Bahn restaurierte und schliesslich Miniaturen davon für das New Yorker Transit Museum zum Verkauf anfertigte. Die neueste Arbeit 111-119 Generalisimo Castellana kreist um einen Ende der 1950er Jahre in einem Vorort von Madrid gebauten Wohnblock und sein sich durch Nutzerschaft und Renovation sukzessive verändertes Aussehen.
Oliver Kielmayer