Rachel Maclean

 
 
 

MAKE ME UP

14. Juli – 8. September 2019

Make Me Up (2018) spielt in einer nicht genauer spezifizierten Zeit, in einem disneyartig dekorierten Gebäude. Dort herrscht mittels subkutaner Fernbedienung ein genderfluides Wesen in pink, lila und blau über ein Ensemble von elf Mädchen, die seiner Meinung nach die Vervollkommnung einer jahrtausendelangen Idealisierung des weiblichen Körpers darstellen, ermöglicht durch Mechanisierung und Digitalisierung.
Siri ist das neuste Mädchen in der Runde und kann sich nicht erinnern, wie und weshalb sie an diesen Ort kam. Und es fällt ihr alles andere als leicht, sich an den neuen Tagesablauf zu gewöhnen: Dieser besteht nämlich aus einem Dauerwettbewerb in Manier einer Spielshow sowie einer Mahlzeit, bei der lediglich die Erstplatzierte ein paar Wurstscheiben erhält. Mithilfe eines Tricks kann Siri eines Nachts die omnipräsente Überwachungsmaschinerie lahmlegen und sich aus ihrem Zimmer befreien. Von nun an entwickelt sich Make Me Up zu einer Erzählung über die Befreiung der elf Mädchen, wobei am Ende offen bleibt, was sie mit ihrer Freiheit genau anfangen werden.
Inhaltlich schliesst Make Me Up nahtlos an frühere Arbeiten von Rachel Maclean (*1987, lebt und arbeitet in Glasgow) an und dreht sich um zeitgenössische Glücks- und Werbeversprechen, welche die Protagonisten beim Versuch, sie einzulösen, ins Unglück stürzen. Auch formal setzt der Film das bisherige Schaffen fort, so ist das Setting ein Mix aus selbstgebastelten Bauten und computeranimierten Räumen, alles zusammen schrill, überzeichnet, grotesk. Zum ersten Mal spielt die Künstlerin allerdings nicht sämtliche Rollen des Films selbst, sondern arbeitete mit professionellen Schauspielerinnen. Make Me Up wurde in Spielfilmlänge von 86 Minuten in ausgewählten Kinos und an diversen Filmfestivals gezeigt, in der Kunsthalle Winterthur ist die gut 45-minütige Galerienversion mit deutschen Untertiteln als installative Inszenierung zu sehen.

Oliver Kielmayer