Richard Kennedy

 
 
 

Awake in a Nightmare

25. September – 13. November 2022

Richard Kennedy (*1985 USA, lebt und arbeitet in Berlin) beschäftigt sich mit der Dialektik zwischen Kategorisierung und Einordnung auf der einen Seite, Pluralität, Chaos und Vielschichtigkeit auf der anderen. Im Oberlichtsaal der Kunsthalle dominieren farbenfrohe Malereien auf Keilrahmen oder in Netze verwebt, begleitet von einer leicht erhöhten, dreieckigen und verspiegelten Bühne, auf der sich Requisiten einer Performance befinden. Die gewebten Arbeiten bestehen aus handelsüblichen Sportnetzen, in welche Streifen von zerschnittenen Malereien geflochten werden, die der Künstler als ungenügend empfand. Die traditionelle Handwerkstechnik verbindet Kennedy hier mit Gedanken von Wiederverwertung und Upcycling, gleichzeitig – und weitaus poetischer – gibt er dem Unzulänglichen, dem im ersten Anlauf Gescheiterten eine zweite Chance.
Im Seitenlichtsaal begegnen wir vier spärlichen Kajütenbetten ohne Matratzen. Damit wird an die Körper der Ein- und Weggesperrten erinnert, gleichzeitig aber auch auf eine Besonderheit des US-Kapitalismus verwiesen, der Hand in Hand mit Kriminalisierung und Inhaftierung funktioniert. Damit ist der Umgang der Polizei mit schwarzen Communities ebenso gemeint wie die Ausbeutung der nahezu kostenlosen Arbeitskraft von Inhaftierten. Ebenfalls im Raum sind getragene Schuhe zu sehen: angeordnet in typischen Ballettpositionen verweisen sie ähnlich wie die Betten auf ihre abwesenden Trägerinnen und Träger.
Am Eröffnungsabend zeigt Richard Kennedy im Rahmen der Winterthurer Kulturnacht gemeinsam mit Rashonda Reeves, Kyle Kidd, Mickey Mahar, Hajia Soori und Nahir seine neue Performance Dread/Rest. Es geht darin um die Frage, wie sich ein Gefängnis anhört und ob sich im Zustand absoluter Fremdkontrolle noch Möglichkeiten individueller Freiheit finden lassen. Leitmotiv dabei ist die Schlafparalyse, ein natürlicher Lähmungszustand der menschlichen Skelettmuskulatur, welcher der Erholung des Körpers dient und ihn davor schützt, geträumte Bewegungen tatsächlich auszuführen. Wird diese Lähmung kurz vor dem Einschlafen oder nach dem Aufwachen bewusst erlebt, so entspricht dies einer albtraumartigen Erfahrung.
Lähmung versus Bewegung, Abwesenheit versus Anwesenheit, Freiheitsentzug versus Selbstbefreiung: Richard Kennedy verwebt in seiner Arbeit gegensätzliche Dinge und regt uns gleichzeitig dazu an, in den verschiedenen sozialen Realitäten Gemeinsamkeiten zu finden.

Herzlichen Dank für die Unterstützung der Ausstellung: Peres Projects, Berlin.