Salvatore Arancio

 
 
 

Oh Mexico!

8. Mai – 17. Juli 2016

Wo immer sich Salvatore Arancio (*1974 in Catania, lebt und arbeitet in London) befindet, entdeckt er skurrile Begebenheiten und Geschichten. Seine Ausstellung geht auf eine Reise nach Mexiko im Jahr 2015 zurück, die ihn für Filmaufnahmen in die Mine von Naica im Norden des Landes hätte führen sollen. Dort wurden natürliche Kavernen entdeckt, in denen sich die grössten bekannten Kristalle der Erde befinden. Leider blieben die seit 2009 gesperrten Höhlen auch für Salvatore Arancio unzugänglich, doch legte das ursprüngliche Projekt den Grundstein zur Ausstellung in der Kunsthalle: Zum einen spielt das Motiv der Höhle eine zentrale Rolle, zum anderen stiess der Künstler auf den alten Brauch des Danza de los Voladores.
Die Höhle inspirierte Arancio einerseits zu And These Crystals Are Just like Globes of Light (2016), einer neuen Serie stalagmitenähnlicher Keramiken, die aus einer glänzenden schwarzen Lache zu wachsen scheinen, andererseits zum Film El Mago (2015), in dem eine um die eigene Achse drehende Kamera das Innere einer Höhle in verschiedenfarbigen Lichtstimmungen festhält. Überlagert wird diese von Arancio selbst gemachte Aufnahme von Animationen aus einem Lehrfilm der 1970er Jahre, die manchmal Gitterdarstellungen von einfachen organischen Körpern, manchmal nebelartige Lichtgebilde zeigen.
Gegenüber körperlosen Lichterscheinungen mag der Film The Ascension (2016) zunächst ausgesprochen irdisch anmuten, doch wirkt der darin im Mittelpunkt stehende Danza de los Voladores in der heutigen Zeit gleichsam bizarr: Die vier an Seilen befestigten Männer, die zu einer Melodie aus Einhandflöte und Handtrommel kopfüber von einem 30 Meter hohen Holzpfahl herunterkreiseln, scheinen ebenfalls von etwas beseelt, das wir nicht, oder nicht mehr verstehen.
Mit Mitteln der Collage kombiniert Salvatore Arancio immer wieder eigene Filmaufnahmen und Found Footage, sei es als Mehrkanalbild, Überblendung oder Bild-im-Bild. Eine vergleichbare Strategie der Montage liegt ebenso der Vertonung zugrunde, die auf einem sorgfältigen Sampling von bestehenden und neuen Sounds, Klängen und Tönen basiert. Im dritten in der Ausstellung gezeigten Film taucht das Motiv der Höhle noch einmal auf, hier in Kombination mit organischen Ausformungen, die einem geheimnisvollen Formwillen zu entspringen scheinen. Ob es um das Verborgene oder Vergessene, das Andere oder Ausserirdische geht: Das Oeuvre von Salvatore Arancio entspricht geradezu einer kleinen Enzyklopädie von Formen, Dingen, Klängen und Bildern, die als Chiffren für ein unbekanntes oder verborgenes Geheimwissen taugen.

Oliver Kielmayer