Tamy Ben-Tor

 
 
 

19. Oktober - 30. November 2008

Die exzentrischen Charaktere in Tamy Ben-Tors Videoarbeiten verkörpern eine von Xenophobie, Gewalt und Selbstsucht geplagte Welt, wobei sie die entsprechenden menschlichen Defizite zwar lautstark kritisieren, gleichzeitig jedoch selber verkörpern. Die verwendeten Sprachen sind zwar durchaus erkennbar, jedoch häufig nur mit Mühe zu verstehen. Dies ist kein Zufall: Selbst wenn man die einzelnen Monologe versteht, so kommen die gemachten Aussagen über ein manisches bis idiotisches Lamentieren, das in sich selbst gefangen bleibt, kaum hinaus. So sehr die Charaktere bisweilen grotesk überzeichnet werden, so wirken sie dennoch eigenartig vertraut; Tamy Ben-Tor beobachtet ihre Umgebung ausgesprochen genau und brilliert nicht nur mit ihrer schauspielerischen Leistung, sondern ebenso mit einer präzisen Auswahl der in den Videos verwendeten Requisiten und Accessoires. Während die früheren Arbeiten vor allem aus einzelnen Monologen und Statements bestehen, so werden diese in den neueren Videos zu umfangreicheren Geschichten arrangiert. Am weitesten diesbezüglich geht die erstmals gezeigte Arbeit Izaak (2008), in deren Zentrum eine Mutter und ihre beiden Söhne Izaak und Ishmael stehen. Zweifelsohne dienen die gleichnamigen Brüder aus dem Alten Testament hier als Vorlage, doch stehen ganz andere Aspekte als in der religiösen Überlieferung im Zentrum; So rächt sich in Ben-Tors Version Izaak an der Entscheidung der Mutter, ihn statt seines Bruders zu opfern, indem er nach seiner Auferstehung unerkannt zu ihr zurückkehrt und mit ihr in einem inzestuösen Verhältnis lebt.

Oliver Kielmayer