Una Szeemann

 
 
 

In, um es herum und unterhalb

6. Mai – 22. Juli 2018

Una Szeemann (*1975 in Locarno, lebt und arbeitet in Zürich) bezeichnet ihre künstlerische Praxis als ein Umherwandern in den "Landschaften des Unbewussten" und beschäftigt sich dabei mit sichtbaren Spuren unsichtbarer Phänomene. Ihre Ausstellung in der Kunsthalle Winterthur beinhaltet ausschliesslich neue Arbeiten, die über verschiedene formale und inhaltliche Motive zu einer Gesamtinstallation verknüpft werden. Das fotografische Diptychon Welwitschia Mirabilis zeigt ein männliches und weibliches Exemplar der Welwitschiagewächse, einer einzig in der Wüste Namib vorkommenden Art Ur-Pflanze: Sie besteht aus lediglich einem Blattpaar, erreicht einen Durchmesser von 3 Metern und wird bis zu 2000 Jahre alt.
Konvexe und konkave Wölbungen sind die bestimmenden plastischen Gesten der im Oberlichtsaal ausgestellten Skulpturen und stehen gleichzeitig symptomatisch für grundsätzliche Körperformen. Während die Arbeit Auf einem langen Schatten aus schwarzem Rindsleder besteht, das schlaff und ohne seine einstige Rolle als Hülle zu erfüllen von einem metallenen Rückgrat hängt, schmiegen sich in Über dem See und umgekehrt fragmentarische Abgüsse aus Acrylharz um längst entschwundene Körperteile. Im Seitenlichtsaal verweisen in Die verschobene Verdichtung eines Schläfers fünf grossformatige Kupferplatten auf nochmals andere Art und Weise auf den Körper. Seine Anwesenheit beschränkt sich hier auf Spuren vergangener Bewegungen, die sich durch Oxidation über längere Zeit in die Oberfläche des Metalls einprägten: Im Korsett des Materials wird die Bewegung Illusion.

Oliver Kielmayer