LA Timpa
I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money

5. Juli – 24. August 2025
Eröffnung 4. Juli, 18 Uhr
Performances 5. Juli, 5 Uhr & 19 Uhr

LA Timpa, I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Foto: Cedric Mussano

LA Timpa, I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Foto: Cedric Mussano

LA Timpa, Kingdom (Detail), 2025, in I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Foto: Cedric Mussano

LA Timpa, Never Worth The Rush, 2025, in I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Foto: Cedric Mussano

LA Timpa, I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Foto: Cedric Mussano

LA Timpa, Decease, can’t negate fiction, 2025, in I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Foto: Cedric Mussano

LA Timpa, Marian, 2025, in I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Photo: Cedric Mussano

LA Timpa, I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Foto: Cedric Mussano

LA Timpa, Bristol car and truck rentals 3 (Detail), feat. Rob Gordon, 2025, in I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Photo: Cedric Mussano

LA Timpa, Bristol car and truck rentals 3 (Detail), feat. Rob Gordon, 2025, in I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Photo: Cedric Mussano

LA Timpa, Bristol car and truck rentals 3 (Detail), feat. Rob Gordon, 2025, in I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Foto: Cedric Mussano

LA Timpa, I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Foto: Cedric Mussano

LA Timpa, Vlog 2/First backward (2 days in a row), 2025 & After a decade of selling drugs, 2025, in I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Foto: Cedric Mussano

LA Timpa, ON R TRIN, 2025, in I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Foto: Cedric Mussano

LA Timpa, I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Foto: Cedric Mussano

LA Timpa, Adij (Cut out), 2025 & Felix, 2025, in I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Foto: Cedric Mussano

LA Timpa, Animation series, 2023 & Base, 2025, in I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Foto: Cedric Mussano

LA Timpa, Animation series (Detail), 2023, in I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Photo: Cedric Mussano

LA Timpa, I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Foto: Cedric Mussano

LA Timpa, Chemical Evening (do the dance), 2025, in I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Foto: Cedric Mussano

LA Timpa, Sound Tomb, 2025, in I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Foto: Cedric Mussano

LA Timpa, I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Foto: Cedric Mussano

LA Timpa, Take one enemy, risk making twelve, 2025 & Above the dome, 2025, in I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Foto: Cedric Mussano

LA Timpa, Take one enemy, risk making twelve (Detail), 2025, in I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money, Kunsthalle Winterthur, 2025. Photo: Cedric Mussano

In einem Gespräch beschreibt LA Timpa, wie er auf einer Bank sass, als mehrere Dinge gleichzeitig passierten und in einem einzigartigen kompositorischen Moment zusammenfielen: eine Durchsage auf dem Schulhof hinter ihm – die Worte nur undeutlich hörbar–, Vögel im Flug, ein Güterzug beim Entladen. Als er am nächsten Tag zurückkehrte, in der Hoffnung, einen ähnlichen Zufall noch einmal zu erleben, waren die Kinder weg, die Schule vorbei.

I Got A New Joint: What I Should’nt Do With The Money ist eine Ausstellung des Musikers und Künstlers LA Timpa, in deren Mittelpunkt fünf Klangstücke stehen. In einer Installation, die Zeichnungen, Animation, skulpturale Elemente, eine Novelle und Sound umfasst, erschaffte LA Timpa eine Bild- und Klangwelt, die sich auf jene Momente einstimmt, die in der, und insbesondere seiner eigenen, physischen Realität gründen. LA Timpa spürt darin auf, wo sich Stimmung und Lebendigkeit manifestieren und sich auf Objekte, Umgebungen und Situationen übertragen. Um diese Spuren aufzuzeichnen und zu sammeln, greift er bewusst auf „alte“ Geräte und Technologien wie Kassettenplayer, Super 8 und 8mm Film zurück – nicht aus Nostalgie für ihre vermeintliche Überholtheit, denn das würde nur die absurde Psychose ständiger Erneuerung weiter antreiben, sondern weil sich diese Medien im künstlerischen Arbeitsprozess als widerspenstig erweisen. Ihre eigenwillige Form erfordert eine skulpturale Handhabung und im Gegensatz zu den heute erhältlichen Tools funktionieren sie nicht schnell und reibungslos, sondern unmittelbar und irreversibel. Als technische Werkzeuge erfordern sie Intentionalität, und sind zugleich anfälliger für Zufälle und äussere Einflüsse.

Zufälle spielen in dieser Ausstellung in mehrfacher Hinsicht eine zentrale Rolle – etwa darin, wie LA Timpa sich von Materialien angezogen fühlt, diese sammelt und formt: Zugtrümmer, Tierkäfige, Drachenschnüre, Schuhcreme, Müllsäcke, Motoröl, Rohrisolierungen. In den Momenten, mit denen er arbeitet, fügen sich diese Materialien kompositorisch zusammen: Ob dies Glück oder Schicksal ist, in beiden Überzeugungen handelt es sich um eine Offenheit oder Bereitschaft zur Rezeption – gegenüber der Umgebung, gegenüber Noise, der Stille, dem Erbe, dem Unterbewusstsein. Kaivalya Brewerton beschäftigt sich in ihrem Ausstellungstext mit diesem Thema. Sie schreibt: «Eigentlich [ist es] eine Frage der Rezeption. Wie weit reicht die eigene Fähigkeit des Hörens? Das Verständnis von Tonleiter und Stimmung kann endlose Deutungskämpfe entfachen. Doch was jenseits unseres Begreifens liegt, ist bloss Lärm. BANG! Dennoch können wir in den Zug steigen, den Bus nehmen, mit dem Auto fahren, uns ins Flugzeug setzen, aufs Boot gehen, und Zuflucht in der fehlempfundenen Stille der Natur suchen – um dann eine viel nuanciertere Umgebung vorzufinden. Es ist nicht so, dass wir der akustischen Rezeption einfach ausgeliefert sind. Wir können Intonationen hören, Zwischenräume des Lärms vernehmen. Es ist ein Moment, um […] auf die Unmöglichkeit der Stille zu horchen.» Dieser Ansatz stellt auch eine Rückverbindung zu dem her, was fremd geworden ist – und diese ist ebenso poetisch wie technisch. Stille ist im Kompositionsprozess von Tonbandaufnahmen nicht Abwesenheit, sie ist ein wesentlicher Bestandteil des Komponierens. In dieser Ausstellung bilden stille Objekte Klänge, Videos werden ohne Ton gezeigt, Kassettenbänder werden als Linien in Zeichnungen verwendet, und die Klänge und Glocken, die wir hören, hallen in den Metallen der Skulpturen und in den Titeln der Werke wider. In Bristol car and truck rentals 3’ hören wir das Stück durch eine Trommel spielen, die in eine Tierkiste gesteckt ist, die wiederum im Ausstellungsraum steht, wobei jedes dieser Elemente ein eigenständiger, mitschwingender Körper ist.

LA Timpa nimmt die rohe Energie dessen auf, was er um sich sieht und hört, und verbindet sich mit ihr; er misst visuelle und akustische Verhältnisse, indem er das Rauschen, den Noise, aus allem hervorholt: Wildnis in urbanen Umwelten, die sich ihren Weg bahnt und ungewöhnliche Orte bewohnt. Tiere, die Städte besetzen, Nester weben, Saiten spannen. Ausgehöhlte Instrumente, die als Resonanzkörper dienen und die LA Timpa als „tombs“ [Grabstätten] bezeichnet. Herzschlag. Abwesenheit. Das Flackern von Licht und Bildschirmen, sich bewegende Schatten.

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LA Timpa ist ein in Nigeria geborener kanadischer Songwriter, Sänger, Musiker, Produzent und Künstler und lebt in New York. Er hat fünf Alben veröffentlicht, zuletzt IOX bei Relaxin Records, dem Label der Avantgarde-Musik-Pionierin Lolina. Zuvor erschienen Time of Marcker (2024), Pity by One All Good Treasure (2022), Modern Antics In A Deserted Place (2020), Equal Amounts Afraid (2019) und Animal (2016) bei O_o?, Vulgarteen, Halcyon Veil und Slow Release. LA Timpa hat mit Space Afrika, Tricky, Lol K, Klein und Kathryn Tompkins zusammengearbeitet und ist regelmässig bei Café Oto in London, NTS und Rinse FM zu Gast. LA Timpa verbindet Pop, Dub, Ambient und experimentelle Elektronikmusik. Seine Kompositionen erkunden Themen wie Introspektion und die psychologischen Dimensionen von Exil und Entfremdung und begegnen Spiritualität in fragmentierten Melodien und Gesängen. Wie in seinen Performances für die Ausstellung – eine davon fand um fünf Uhr morgens nach der Eröffnung statt – interessiert sich LA Timpa für den Bruch mit der konventionellen Dauer von Performance und deren Entgrenzung in extreme, oft körperliche, rituelle Sphären. LA Timpa hat auch eine Novelle für die Ausstellung geschrieben. A destiny in jeopardy ist in unserer Bibliothek einsehbar und kann für 15 CHF erworben werden.

Kaivalya Brewerton, die den Begleittext zur Ausstellung verfasst hat, ist Künstlerin und Autorin. Sie tritt unter dem Namen Workid auf – eine “Geordie” oder nordenglische Persona – und lebt zwischen Berlin und London. Sie hat Texte bei Arcadia Missa, Galerina, Magnum Photos und Final Hot Desert veröffentlicht. Als DJ spielte sie gemeinsam mit Künstler:innen wie John T. Gast, Lolina, New York, Rat Section und anderen an verschiedenen Orten in Grossbritannien und in Europa – von Ormside Projects (London) bis zum Salon des Amateurs (Köln).

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Mit Dank an Spike Fern, Kaivalya Brewerton, Rob Gordon, Marc Jauss, Jo-Moritz Krah.